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Image by Юлия Медведева

Die „richtigen“ Samen

Auf der Wiese herrscht ein starker Konkurrenzkampf unter den Pflanzen, es ist ein Wettlauf um Platz, Licht, Wasser und Nährstoffe. Wettbewerb ja, aber auch Koexistenz: ein sich ständig austarierendes Gleichgewicht zwischen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, die sich Raum und Ressourcen teilen, ohne sich gegenseitig zu vernichten.  Mit der Zeit bildet sich für jeden Standort eine ideale Mischung heraus, die über lange Zeiträume stabil bleibt.

 

In diesen langen Zeiträumen passen sich die einzelnen Pflanzen- und Tierarten auch genetisch an den Standort an, an Untergrund, Temperatur, Höhenlage und Wasserverfügbarkeit. Lokale Ökotypen entstehen: Eine Glockenblume in Taufers i. M. und eine Glockenblume in Vierschach sind genetisch nicht ident. Es gibt Fälle, in denen sich auch einige Bestäuber an diese lokalen genetischen Varianten angepasst haben.

 

In der Biologie und Biogeografie wird eine Art als autochthon definiert, wenn sie in demselben Verbreitungsgebiet entstanden ist, in dem sie vorkommt, und sich dort im Laufe der Evolution entwickelt hat. Statt autochthon kann man auch lokal oder einheimisch sagen.

Will man also eine neue Blumenwiese anlegen, dürfen die Samen nicht von weit hergebracht werden. Spender- und Empfängerflächen müssen möglichst in der geografischen Nähe liegen.

„Je gleimer, desto feiner!“

Das Naturmuseum Bozen hat Südtirol in zehn biogeografische Kleinregionen eingeteilt, unter anderem Vinschgau, Ulten, Süden, Ahrntal, Westliche Dolomiten.

Im Idealfall beträgt die Entfernung zwischen dem Ort, wo der Samen geerntet wird, und der Fläche, wo er ausgebracht wird, maximal 10 bis 15 Kilometer, selbst innerhalb der biogeografischen Kleinregionen. Auch die Höhenlage, der geologische Untergrund und die Standortbedingungen müssen berücksichtigt werden.

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